Vom Spielen und sich Langweilen

„Mir ist so fad“.. hören oft die Erwachsenen von ihren Kindern.. und schon ist eine neue Idee da, was man den Kindern sagt, was sie tun könnten. Man fühlt sich doch schließlich verpflichtet dazu, den Kindern ständig etwas zu bieten.

Ich habe Eltern gehört, deren Kinder an den Wochenenden total mit Aktivitäten ausgebucht waren. Die Kinder, welche schon während der Woche mit Nachmittagsattraktionen und Kursen vollgestopft werden, finden nun auch am Wochenende nicht einen Moment Ruhe. Ständig aktiv sein zu müssen- das wird ihnen förmlich angewöhnt. Welch Stress für alle Beteiligten!

 

Was ist so schlecht daran?

Und wie hat alles angefangen?

Das Kinderspiel entwickelt sich von Anfang an. Bei Babys spricht man von Objektspielen. Sie fassen Dinge an, nehmen sie in den Mund, werfen sie runter oder klopfen damit auf den Tisch. So erfassen sie das Objekt, lernen Auge- Hand –Koordination und entdecken so ihre kleine Welt.

Ab dem 2. Lebensjahr werden Dinge einfach verwandelt, der Tisch wird zur Behausung, die Decke zum Dach, der umgekippte Sessel zum Zug, Sand zu Teig, usw… Die Vorstellungskraft und Fantasie werden dadurch gefördert.

Ab 3 Jahren beginnen die Rollenspiele, wobei Kinder lernen, Verhalten von Erwachsenen nachzumachen, Vater, Mutter, Kind zu spielen, so werden Sozialkompetenz und Einfühlungsvermögen erzeugt.

Regelspiele gewinnen erst ab dem Schuleintrittsalter an Bedeutung- hierbei werden Grenzen erfahren und erstmals ausgetestet.

Man sieht, dass bis zum Schulalter eigentlich nicht viel an vorgegebenen Spielen und Spielzeugen gebraucht wird. Die Fantasie kann sich wunderbar entwickeln und das Kind kann selbst bestimmen, wann es spielt und wann es Pause macht.

Wenn nun nicht die Erwachsenen kommen und dem Kind alles Mögliche an fertigen Spielzeugen schenken, um die angebliche Langeweile zu tilgen. Ganz zu schweigen ist von den vielen elektronischen Spielzeugen, die meiner Meinung nach ganz und gar nicht den urkindlichen Spielverhalten entsprechen und oft nur dazu dient, sich die Kinder „vom Leib“ zu halten.

Damit werden nun jede Fantasie und jedes freie, diese Kreativität fördernde Spielen, in Zukunft verhindert. Und damit wird meiner Meinung nach die kindliche Entwicklung empfindlich gestört. Das Kind wird zum Konsumenten erzogen. Äußere Reize überdecken bald seine innere Ruhe und Ausgeglichenheit.

Es gibt Kinder, deren Eltern es geschafft haben, diese für sie vielleicht auch unverständliche Fantasie, diese Rollenspiele, dieses kreative Gestalten von Spielsituationen, zu erhalten. Und damit haben sie großartig genau das Richtige getan. Von diesen Kindern wird man nie hören: „Mir ist so fad“, denn sie leben und spielen auf einer von ihnen jedes Mal neu gestalteten Bühne, in ihrer sprühenden Fantasie und Kreativität, die ihnen ihre Eltern Gott sein Dank nicht ausgetrieben haben.

Was tun, wenn ein Kind nun schon mitten im Konsum von vorgegeben Spielen steckt, wenn es süchtig ist nach elektronischem Spielzeug und Spielen?

Man kann das stoppen. Es wird ein wenig dauern, aber man kann langsam die Zeiten kürzen, in denen diese Spiele konsumiert werden dürfen. Und wenn dem Kind dann langweilig ist, dann bitte nicht sofort einen Erste-Hilfe –Koffer mit Spielmöglichkeiten bereithalten! Mit gefällt die Idee von Jesper Juul, dem Kinderpsychologen, wo er meint, das Kind nun zu umarmen und zu sagen: Das ist doch toll, ich bin nun gespannt, was dir jetzt einfallen wird, was du tun könntest.  Das Kind wird erst ein wenig verwirrt sein ob dieser Reaktion, aber es wird bald lernen, auf seine inneren Stimuli zu hören als auf die äußeren Anregungen zu warten. Die in weiterer Folge erfahrene innere Ruhe ist ein wichtiger Baustein für Selbstsicherheit des Kindes.

Durch Studien in Amerika fand man heraus, dass Kinder, die ihre Freizeit selbst gestalten und mehr Zeit für selbstbestimmte Aktivitäten haben, besser darin sind, sich zu organisieren und eigenständig Ziele zu verfolgen.

Wenn man sich gemeinsam langweilt, ist das noch besser, denn dann tritt das ein, was ich „erholsame Zweisam-Langeweile“ nennen würde:  Man kommt gemeinsam ins Plaudern, entdeckt Möglichkeiten und verbindende Kreativitäten und erfährt eine neue Art von  menschlicher Nähe.

Spielen im Freien, in der Natur, ermöglicht noch ein tieferes Eintauchen in eine Welt der Fantasie und Kreativität. Naturverbundenheit kann man fördern. Kinder gehören auf den Spielplatz „NATUR“. Kinder können stundenlang nur mit Steinen auf dem Wanderweg spielen oder mit dem Steckchen in der Erde. Dabei entstehen die wundersamsten Geschichten.

 

Also haben Sie Mut, es ganz anders als die meisten zu machen und Ihrem Kind dabei einen großen Gefallen zu tun!

 

Alles Liebe eure Silvia